"Realität ergibt sich in Augenblicken guten Kontakts, als Einheit von Wahrnehmung, Bewegungsreaktion und Gefühl." (Fritz Perls)
Gestalttherapie? Muss ich da etwas malen oder töpfern? Ich glaube, der Begriff „Gestalt“therapie könnte für einige missverständlich sein. So ging es zumindest mir, bevor ich in das Feld der psychotherapeutischen Verfahren eingetaucht bin. Der Begriff „Gestalt“ leitet sich nicht vom Gestalten oder Gestalterischen ab, sondern kommt aus der Gestaltpsychologie und meint dort eine Ganzheit. Im gestalttherapeutischen Verständnis wird der Mensch immer in dieser Ganzheit gesehen – als Einheit von Körper, Geist und Seele.
Die Gestalttherapie möchte die in uns allen vorhandene wahre Gestalt mit all unseren Ressourcen erlebbar machen. Sie unterstützt uns dabei, wieder in Kontakt mit uns und unserer Kraft zur Selbstregulation und Selbstheilung zu kommen.
Im gestalttherapeutischen Prozess stellt die Therapeutin häufig die Frage: „Was nimmst du jetzt gerade wahr?“ Diese Konzentration auf das Hier und Jetzt und das eigene Erleben und Wahrnehmen macht es uns möglich, uns unserer Bedürfnisse & Wünsche, aber auch unserer Verletzungen und Hindernisse bewusst zu werden. Und genau aus diesem Bewusstsein heraus kann Veränderung möglich sein.
Ich mache mal ein Beispiel: Wenn du einen Konflikt mit einer Person hast, kannst du in einer Therapiesitzung einmal ausprobieren, wie es wäre, die Person „in den Raum zu holen“ – natürlich nur gedanklich – und mittels verschiedener Methoden erkunden, was du (von ihr) brauchst, wie nah sie dir sein darf… und ihr sagen, was du ihr sagen möchtest. Du kannst auch einmal in „ihre Rolle“ schlüpfen und hineinspüren, wie sich der Konflikt aus ihrer Wahrnehmung anfühlen könnte.
Für mich ist die Gestalttherapie ein spielerisches Entdecken & Erleben von Gefühlen, Gedanken, Erfahrungen und Verhaltensweisen, die dazu genutzt werden können, alte (Beziehungs-)Muster aufzudecken und neue, stärkende Möglichkeiten zu entwickeln und auszuprobieren.